Ein aktuelles Beispiel für fehlende Sicherheit der Politiker ist das des Bürgermeisters aus Kamp-Lintfort, Christoph Landscheidt. Aufgrund von Bedrohungen wollte er einen Waffenschein einklagen. Mangelndes Sicherheitsbefinden wirft die Frage nach professionellem Personenschutz für Politiker auf. In Zeiten von Terrorismus und Extremismus verschiedener politischer Lager geraten Staatenlenker zunehmend ins Fadenkreuz von gewalttätigen Übergriffen, auch am privaten Wohnort. Sicherheitsexperte Uwe Gerstenberg erklärt die Maßnahmen für Politiker.
Staatlicher Personenschutz für Politiker ist notwendig
Die Art des Personenschutzes hängt von der Position und vom Rang der jeweiligen Schutzperson ab. Ein Bundes- oder Landesminister ist beispielsweise eher im Fokus der Öffentlichkeit als ein Kommunalpolitiker. Aufgrund ihrer Position haben Politiker auf hoher Machtebene einen Anspruch auf Personenschutz. Ein Personenschützer ist im Normalfall vorgesehen, allerdings kommt es bei Staatslenkern wegen des öffentlichen Interesses auch zu besonderen Fällen.
Vorausdenken und Einkalkulieren aller Eventualitäten sind die Basis für sicherheitsorientierte Aufklärungstätigkeiten. Bei Auftritten vor einem Publikum beispielsweise, ist es ratsam ein gesamtes Sicherheitsteam zu haben, das einen 360-Grad-Schutz gewährleistet. Der professionelle Personenschutz informiert Veranstalter, Medien und Behörden entsprechend und kann so vorbeugende Maßnahmen reibungslos umsetzen. Im Eintrittsfall hat er daher Notfall- und Evakuierungspläne vorbereitet. Dazu gehören
- die Sichtung des Objektes, in welchem beispielsweise eine Veranstaltung stattfindet,
- das Auskundschaften von Fluchtwegen,
- das Feststellen verdächtiger Veränderung in der gewohnten Umgebung der Zielperson,
- die Sicherheitsbegleitung,
- die Durchführung von nichttechnischen Untersuchungen sowie
- das Fahren eines ggf. eingesetzten (sondergeschützten) Fahrzeuges.
Voraufklärung für effektiven Personenschutz unabdingbar
Die höchste Sicherheitsstufe ist auch deshalb notwendig, weil primär professionelle Gefährder zu den potenziellen Angreifern auf Politiker zählen. Diese wissen sich umfangreich vorzubereiten und nutzen jegliche Sicherheitslücke aus. Den Schutz der Zielperson betreffen daher ebenso Wohnort und Familienmitglieder. Dies sind erste Anlaufstellen, um Schwachstellen und Angriffspunkte ausfindig zu machen. Angreifer beziehen ihre Quellen aus Daten, wie zum Beispiel
- die eigene Adresse,
- Fotos der Kinder oder
- vermeintlich gelöscht Informationen,
- das Überprüfen von Fahrtstrecken nach Unregelmäßigkeiten und
- das Verhindern von Ausspähversuchen.
Bei erweiterten Sicherheitsdienstleistungen, wie etwa Fahrdiensten, ändert der Personenschutz vorausschauend die Anfahrts- und Standzeiten, um Verhaltensmuster zu vermeiden. So reduziert er die Wahrscheinlichkeit auf einen Eintrittsfall signifikant. Dazu gehören auch das Überprüfen von Arbeitsplatz und Wohnort („Safe Home“) der Angehörigen. Der Personenschutz untersucht sporadisch die Orte, an denen sie sich regelmäßig aufhalten. Einhergehend damit klärt er über tatvorbereitende Handlungen an zu sichernden Objekten bzw. dem zu observierenden Gebäude auf. Der spezielle Objektschutz umfasst
- die Beaufsichtigung des privaten Wohnhauses,
- Kontrolle der ein- und ausgehenden Personen,
- Kontrollgänge,
- Entgegennahme von Lieferungen sowie
- Aufnahme und Abschleusen der Schutzperson am Zielobjekt.
Kommt es zum Ereignisfall, interveniert der Personenschutz. Über auffällige Veränderungen der Umgebung und Feststellungen sowie Tatortsicherung- und dokumentation im Ereignisfall führt er zudem detailgenau Buch.
Mittelbarer und unmittelbarer Personenschutz für Politiker
Im Rahmen einer Voraufklärung identifiziert der Personenschützer Sicherheitslücken und bewertet das Gefahrenpotenzial. Die Analyse dient als Grundlage für eine individuell zugeschnittene Strategie für die Zielperson. Dadurch, dass Personenschützer die Sicherheitsfragen gänzlich übernehmen, erhält die Zielperson alle Leistungen aus einer Hand. So kann sie sich bei Fragen direkt an ihn wenden, sei es auf Veranstaltungen oder auf der Fahrt zum nächsten Termin. Ferner kann der Personenschutz Sicherheitstätigkeiten nachgehen, die über die Begleitung der Zielperson hinausgehen und so Objekte observieren und/oder Angehörige schützen. Letztendlich erhalten Politiker auch ohne Waffenschein die Sicherheit, die sie verdienen, um sich auf ihre Tätigkeiten konzentrieren.